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IM SCHILDE

2021Imaginationsinstallation und öffentliche Intervention

 

Im Schilde ist eine Imaginationsinstallation und öffentliche Intervention, die anlässlich des 1250-jährigen Jubiläums der Stadt Neckarsulm konzipiert wurde. Die konzeptionelle Arbeit verbindet die Aufdeckung von Lebensgeschichten bedeutender, aber vergessener Frauen aus der Region mit einer Kritik am Androzentrismus in der Geschichtsschreibung. Die Arbeit fordert die Anerkennung und Benennung der Frauen im historischen Gedächtnis ein, exemplarisch durch Straßennamen als Mittel der Identitätsbildung einer Stadt und ihrer Bürger*innen.

Straßennamen spiegeln Zeitgeist wieder und folgen durch die Epochen bestimmten Mustern. So wurden in der Geschichte Straßen, Gassen und Plätzen benannt nach Zünften, sozialen Schichten, Kirchengemeinden, Städten, Herrschern, Würdenträgern oder anderen Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft. Um Personenkult entgegen zu wirken, ist es seit 1945 in westlichen Demokratien üblich, öffentliche Straßen grundsätzlich nicht nach lebenden Personen zu benennen. Erst in den letzten Jahren hat in Deutschland eine Benennung von Straßen, Plätzen und Einrichtungen mit den Namen von Frauen, die grundsätzlich unterrepräsentiert sind, begonnen.

Im Neckarsulmer Stadtgebiet trägt etwa ein Viertel aller Straßen und Plätze die Namen deutscher Persönlichkeiten. Dabei ist das Verhältnis der männlichen Straßennamen zu den weiblichen 93:1. In öffentlichen Einrichtungen sind es 10:1. Im Schilde versteht sich als Einladung, auch große Frauen sowie diverse Persönlichkeiten aller Kulturen und Nationen zu würdigen. 

Die Imaginationsinstallation beschäftigt sich exemplarisch mit 10 Neckarsulmerinnen vom Mittelalter bis heute, unter anderem mit dem Opfer der Hexenverfolgung im 16. Jahrhundert Rosina Walch; der Weingärtnerin und Stifterin im 19. Jahrhundert Laura Haas; der Barmherzigen Schwester Buneta Saup; den Neckarsulmer Jüdinnen wie Amalie Bodenheimer; oder der Volkshochschul-Mitbegründerin und Gemeinderätin Dr. Maria Müller.
Für die öffentliche Intervention stand Verena Stenke an Wirkungsorten der Frauen und hielt Straßenschilder mit deren Namen. Für die Ausstellung wurde das gedruckte und gerahmte Foto der Intervention neben dem Straßenschild und einer maschinengeschriebenen Kurzbiografie präsentiert. Bei der Ausstellungseröffnung sammelten wir mit dem Publikum weitere Frauennamen, die auf dem großen Original-Stadtplan als imaginäre Straßen und Plätze markiert wurden.

Im Folgenden finden Sie Informationen über die zehn Neckarsulmerinnen, deren Namen auf imaginären Straßennamen in der Stadt zu finden sind. Auf Google-Maps können Sie diese Orte den realen Straßen zuteilen.

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VestAndPage, Im Schilde, Neckarsulm, Laura Haas, Verena Stenke, Imaginationsinstallation

Unser Dank geht an Vera Kreutzmann, Barbara Löslein und das Stadtarchiv Neckarsulm für die grundlegende Unterstützung in der Recherche. Die Geschichten von Rosina Walch, Lea Marum, Amalie Bodenheimer, Sophie Jacob und Alice Harburger werden ausführlich beschrieben im Buch Sulm ain Stättl | Neckarsulm. Einsicht in das Leben der jüdischen Gemeinde der Stadt gibt das Buch Die Neckarsulmer Juden, Eine Minderheit im geschichtlichen Wandel 1298-1945 von Ansbert Baumann. Weitere Informationen finden sich in den Historischen Blättern des Heimat- und Museumsvereins.

Wir danken Daniela Deul und Susie Bauer für das Initiieren und Organisieren der Ausstellung Die Sulm und der Neckar in der Volkshochschule, im Rahmen derer die Arbeit präsentiert werden durfte, sowie der Stadt Neckarsulm für die Unterstützung.

Wir danken Dagmar Stenke, Elisabeth Szirniks und Christel Wittmann vom Verein EntrAxis e.V. für ihre wertvolle Mitarbeit in der interaktiven Imaginationsinstallation, sowie Petra Müller, Fenia Kotsopoulou und daz disley für die aufmerksame Dokumentation der Ausstellungseröffnung in Fotografie und Video.

Wir danken der Stadt Neckarsulm und EntrAxis e.V. für die Unterstützung in der Produktion.

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